Akteursansprache Stadtgesellschaft
Welche Akteure aus der Stadtgesellschaft wirken mit an der Co-Produktion der Grünzüge? Dieser Frage geht der Projektpartner Regionalverband Ruhr gemeinsam mit Die Urbanisten e.V. nach. Ziel ist es, möglicht viele Akteure und deren Interessen am Grünzug zu identifizieren, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie für die zukünftige Co-Produktion des Grünzuges zu aktivieren.
Von Bedeutung für den Grünzug sind die Akteure aus folgenden gesellschaftlichen Teilbereichen:
- Zivilgesellschaft (Vereine, Verbände und andere Organisationen)
- Wirtschaft (Unternehmen)
- Verwaltung
- Politik
- AnwohnerInnen
Diese Akteure verfügen über unterschiedliche rechtliche und ökonomische Möglichkeiten, den Grünzug mitzugestalten:
- Nutzung des Grünzuges als Handlungsraum ohne eigenen Immobilienbesitz, z.B. durch urban-gardening-Initiativen oder Naturschützer
- Grundeigentum oder Grundbesitz im Grünzug mit flächenhaftem Charakter (z.B. landwirtschaftliche Fläche, Wald, Gartenland)
- Standort im oder am Grünzug mit eher punktuellem Immobilienbesitz (z.B. Wohnstandort, Betriebsstandort) und Nutzung des Grünzuges als grünes Umfeld, z.B. als Anwohner oder als Mitarbeiterin eines dort ansässigen Unternehmens
Bisher wurden mit fast fünfzig Akteuren Experteninterviews geführt, von denen vierzig auch im Grünzug Östliches Emschertal tätig sind.
Bestehende Co-Produktion im Grünzug Östliches Emschertal
Laut Auswertung der Interviews existieren im Grünzug Östliches Emschertal bereits die folgenden Ansätze für Co-Produktion:
- Akteure, die sich für Gemeinschaftsgärten engagieren, sind in ihren Bemühungen im Grünzug unterschiedlich weit gekommen. Manche sind in der ersten Phase der Aktivierung von Interessierten, manche sind auf der Suche nach geeigneten Flächen, während andere seit mehreren Monaten (Bürgergarten Habinghorst, Castrop-Rauxel) oder sogar Jahrzehnten (Permakulturpark, Dortmund-Barop) erfolgreich gärtnern.
- Auch die Kleingärtner sind seit Jahrzehnten aktiv. Darüber hinaus unterstützen sie benachbarte Gemeinschaftsgärten durch ihr Fachwissen, pflegen Obstwiesen und kooperieren mit Imkern.
- Einige Imker haben in Dortmund-Scharnhorst die bienenfreundliche Umgestaltung des Straßen- und Wege-Begleitgrüns erreicht und setzen sich für die „Bebuntung" von weiteren Brachflächen ein.
- In der Akteursansprache Stadtgesellschaft wurden auch zwei Landwirte interviewt. Der eine führt einen Lernbauernhof und praktiziert die Solidarische Landwirtschaft, die von StädterInnen aktiv unterstützt wird. Der andere bereichert durch die Aussaat von Sonnenblumen am Acker- und Straßenrand das Stadtbild und plant am vielbefahrenen Emscher Park Radweg einen Hofladen, der die Attraktivität der Fahrradroute steigern wird.
- Lokale Vereine und überregionale Verbände für den Umwelt-, Natur- oder Landschaftsschutz sind in unterschiedlichen Projekten aktiv. Einige arbeiten auf konzeptioneller Ebene und in der Öffentlichkeitsarbeit, organisieren Touren und andere Veranstaltungen, z.B. die Biologische Station, den Verein Menschen an der Emscher sowie der BUND. Der „Grüne Kreis e.V." in Dortmund fördert Begrünungsaktionen, z.B. Baumpflanzungen, während die „Interessengemeinschaft Mengeder Heimatwald e.V." den Aufbau eines Bürgerwaldes organisiert. Darüber hinaus setzen sich die BUND-Gruppen in Dortmund und Waltrop sowie die Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna für Streuobstwiesen ein, sichern deren Pflege, sammeln Äpfel, lassen sie versaften und vermarkten den Apfelsaft. Ein interviewter Einzelhändler unterstützt diese Vermarktung.
- Auch die Emschergenossenschaft ist vielseitig tätig, in erster Linie mit dem ökologischen Umbau des Emschersystems und der begleitenden Aktion Emscherkunst. Darüber hinaus betreibt sie viele weitere Vorhaben im Untersuchungsgebiet, z.B. das Projekt „Emscherland", den Emschertalhof, Umweltpädagogik, Unterstützung von Imkern und anderes mehr.
- Der Landesbetrieb Wald und Holz betreibt das Regionalforstamt Ruhrgebiet. Von dort aus werden im Auftrag der Forstbetriebsgemeinschaften die Privatwälder und einzelne kommunale Wälder beförstert sowie das Projekt „Industriewald" betreut. Dieses Projekt umfasst Sukzessionswälder auf Bergbau- und Industriebrachen, wozu im Untersuchungsgebiet Flächen auf der Zeche Waltrop (18,55 ha), an der Kokerei Hansa (1,25 ha) sowie am Hafen Minister Achenbach (4,63 ha) gehören. Ein weiterer Industriewald (15,3 ha) auf dem ehemaligen Bergbaugelände Viktor 3/4 ist mit dem Kauf durch die Stadt Castrop-Rauxel aus dem Projekt ausgeschieden. Darüber hinaus ist das Regionalforstamt in der Umwelt- bzw. Waldpädagogik aktiv und unterstützt daher auch die Renovierung des Forsthauses im Rahmer Wald.
- Unternehmen, die dem Landesverband GaLaBau angehören, sind im Untersuchungsgebiet im Auftrag von Behörden, Unternehmen und Privatpersonen tätig.
- Wohnungs- und Immobilienunternehmen sehen ihr Kerngeschäft im Wohnungsbau, in der Wohnungsbewirtschaftung und in der Entwicklung von Gewerbeimmobilien. Daneben verfügen sie über Grün- und Freiflächen, die sie an Landwirte, an Kleingartenvereine oder als Grabeland verpachtet haben. Hinzu kommen Einzelflächen, die brachliegen und derzeit keine Nutzungsperspektive haben, aber potentiell für neue, eher ökologische Projekte in Frage kommen.
- Auch Kirchen verfügen über Grün- und Freiflächen, die z.T. an Landwirte verpachtet sind, z.T. zu Friedhöfen gehören oder als Außengelände kirchlicher Einrichtungen gärtnerisch bepflanzt und von ehrenamtlichen Aktiven genutzt und gepflegt werden (z.B. als Streuobstwiesen). Mit Flurkreuzen (Frohlinde, Dortmunder Straße) und Kreuzwegen (Waltrop, Halde Brockenscheidt) trägt die katholische Kirche zum Landschaftsbild bei.
- Kunstschaffende haben, insbesondere während der IBA EmscherPark und im Rahmen der Emscherkunst verschiedene Werke auch im Grünzug Östliches Emschertal produziert. Beispiele sind die Sonnenuhr von Jan Bormann auf dem Top und der Wassertempel von Peter Strege am Fuß der Halde Schwerin.
Im nächsten Arbeitsschritt werden mögliche innovative Projektansätze unter Einbindung bereits identifizierter Akteure aus dem „Teilprojekt Stadt" entwickelt. Hierbei sollen ebenfalls neue Akteure für die weitere Co-Produktion gewonnen werden.